Teil 1Die Bedeutung des Drachen in Kunst, Kultur und Mythosvon Peter LässigBei vielen Völkern wird der Drache meist als geflügeltes, feuerspeiendes, manchmal sogar mehrköpfiges (-> Hydra) Tier von echsenartiger Gestalt und zum Teil gewaltiger Körpergröße dargestellt. Die Vernichtung des höhlenbewohnenden gefährlichen Ungeheuers gilt / galt (geht man mal davon aus, dass Drachen heute ausgestorben oder besser: ausgerottet sind) als helden- und tugendhaft: Erinnert sei hier nur an die Drachenkämpfe des Perseus, des Heiligen Georgs, Siegfrieds oder Beowoulfs. Das negative, zum Abschlachten animierende Image dürfte der Drache wohl vor allem durch die Verbreitung der Bibel erfahren haben. In der Heiligen Schrift findet sich der Drache als Symbol für das Böse, den Teufel, die Abgötterei und das Heidentum. Interessanterweise war es aber gerade Gott, der den Drachen schuf und ihn als gigantischen Wächter und "Spielgefährten" in den Urmeeren dem Menschenvater Adam zur Seite stellte. Leviathan (in anderen Quellen auch [babylonisch] Tiamat) war das mächtigste Geschöpf in Garten Eden, furchteinflößend, zugleich aber freundlich und wohlgesonnen gegenüber allen anderen sich im Paradiese tummelnden Lebewesen. Für den Drachen nahm das Unheil erst seinen Lauf, als sich Adam, warum auch immer, dafür entschied, lieber eine Menschenfrau zur Seite zu haben und Gott deshalb Eva erschuf. Wohin das führte (für uns Menschen, aber auch fr den Drachen), ist allen hinlänglich bekannt: Eva wurde durch eine Schlange verführt, den Apfel vom Baum der Erkenntnis zu essen und auch Adam zu überreden, das göttliche Verbot zu übertreten. Diese Schlange war der Teufel in Persona. Schlechterdings für den Drachen war im griechisch-römischen Sprachgebrauch (in dieser Sprache erfolgte die weiteste Verbreitung der Bibel) das Wort für Schlange "dracon", woraus sich fast zwangsläufig "Draco" bzw. "Drache" abgeleitet hat. Doch trotz aller Hetzkampagnen gegen das unglückliche Geschöpf häufen sich die Menschen, die dem Drachen auch positive Aspekte abgewinnen. Zu Beginn waren dies zwar noch sehr eigennützige, für den Drachen weniger angenehme, wenngleich auch schmeichelhafte Motive, unter anderem der medizinische Aspekt: Drachenteile als Heilmittel (z.B. Drachenleber als Salbe gegen Aussatz, Drachenblut gegen Wundstarrkrampf usw.) oder auch als Potenzmittel (Drachenknochen oder -krallen als Vorläufer von Viagra). Später aber wurde ihm zu Ehren sogar ein Sternbild des nördlichen Sternenhimmels nach unserem geschuppten Freund benannt: "Draco". In der heutigen Zeit erscheint der Drache sowohl als Erzbösewicht, als "Born loser" oder auch als benevolentes Wesen, wobei der Trend, wie später zu sehen sein wird, zur positiven Sichtweise überwiegt. Selbst als Werbeträger (z.B. für einen Haartrockner),
für ein Gebäude aus Ziegelsteinen
Das zumeist geschuppte Fabeltier hatte zu seinen legendären Lebzeiten im westlichen Kulturkreis (Mittel- und Nordwesteuropa) stets ein hartes Dasein. Selbst wenn Dichter wie Goethe oder Schiller dem Drachen einige edle Zeilen widmeten, hatte der Drache gefälligst bloß Feuer zu schnauben, Gestank zu verbreiten und dann zu sterben. Es sind eigentlich immer die gleichen Bilder, in denen uns der abendländische Drache begegnet. Zum einen gilt er zum Kampf zu fordern, um neben Ruhm auch Reichtum zu erlangen. Seit jeher gelten Drachen als Wächter von unermeßlichen Reichtümern aber auch von magischen Artefakten. Egal, ob in deutschen Heldensagen wie beispielsweise dem Nibelungenlied, oder in der antiken Argonautensage, in der ein Drache das fabelhafte Goldene Vlies bewacht: Immer wurde der Drache von höheren Mächten (zumeist Götter) dazu abgestellt, ihr Eigentum vor dem Zugriff irgendwelcher Sterblicher zu schützen und hatten nicht nur die Befugnis, sondern geradezu die Pflicht, einen unbelehrbaren Eindringling, der sich einfach nicht verjagen ließ, abzufackeln. Und immer gelang es dann diesen respektlosen Helden unter Anwendung irgendwelcher (magischer) Tricks, den Drachen zu überlisten, zu entehren und zu töten. Klar, dass irgendwann die Drachen dann keine Lust mehr hatten, für irgendwelche Götter sich als Wächter abschlachten zu lassen und suchten sich daher dann ein neues Betätigungsfeld. Diese neue Berufstätigkeit führte dazu, dass der Drache zwar ebenfalls zum Zwecke des Ruhmerwerbs, aber vor allem zum Zwecke der Erlangung des göttlichen Wohlgefallens (und das irgendeines Königs) zum Kampfe zu fordern und abzuschlachten war. Eigentlich ist es genau das Grundmuster, nachdem so mancher Fantasyroman oder -film (z.B. "Der Drachentöter") gestrickt ist. Ein echsenartiges Untier auf meist 4 Füssen, jedoch zusätzlich ausgestattet mit fledermausartigen Flügeln, kräftigen Gebiß und starken Mundgeruch, Hörner und Zacken und obendrein feuer- und säurespuckend (oder geifernd, je nachdem), taucht eines schönen Tages in einer idyllischen mittelalterlichen Landschaft (oder auf einem friedlichen Planeten irgendwo in den unendlichen Weiten des Universums) auf und beginnt, die Gegend zu terrorisieren. Schließlich verhandeln die Herrscher (meist Könige) mit dem Drachen, wobei die zuvor gesandten Boten meist als Nachmittagssnack auf dem Speiseplan des Drachen standen, und man einigt sich schließlich auf einen regelmäßigen Tribut in Form von Kühen oder Schafen oder Ziegen. Damit ist der Drache auch anfangs zufrieden, aber durch widrige Umstände, zum Beispiel sein zunehmender Appetit, reicht ihm nicht mehr ein Stück Vieh pro Woche oder Tag, er will mehr. Irgendwann gibt es halt dann nichts mehr zu opfern und der Drache schlägt in einem Anfall von Großmut "seinem" Volk vor, ihm wohlgemerkt hübsche Jungfrauen und Jünglinge zum Vernaschen zu geben. Damit jede Familie eine faire Chance bekommt, auch zum Erhalt der Gesellschaft beizutragen, wird eine Lotterie veranstaltet und schließlich ist dann eben auch mal eine Prinzessin oder ein Königssohn Gewinner (oder hier besser Verlierer) der Lotterieveranstaltung. Und genau dann, wenn der böse, häßliche Drache sich anschickt, diese betreffende Person zu grillen oder roh zu verspeisen, taucht scheinbar aus dem Nichts ein stattlicher Ritter in glänzender Rüstung auf und bezwingt das Ungeheuer kraft seines Glaubens an den christlichen Gott und oder mit seiner extra geschmiedeten Drachenlanze Der gute Mann wird zum Helden, er heiratet die Prinzessin (was der griechische Feldherr Eurybatus mit dem Jüngling Alcyoneus nach seiner Befreiung aus den Klauen der Drachin Sybaris angestellt hat, haben die Geschichtsschreiber allerdings nicht überliefert) und alle leben glücklich bis an ihr Lebensende (beispielsweise Andromeda und Perseus). So nebenbei läßt sich dann, zumindest im Falle des Heiligen Georgs die gesamte Bevölkerung des befreiten Reiches befreien. Eines ist bei diesen Darstellungen jedoch auffällig. Zunächst handelt es sich um eine nahezu unbezwingbare Bestie, der sich keiner entgegenzutreten traut. Eine Bestie, die zerstörerischer ist als Gottes Zorn selber. Taucht aber dann ein Beowulf, ein Siegfried oder ein St. Georg auf, dann reicht deren Schwert oder Speer, das Tier zu besiegen. Dazu müßte das Tier aber geschrumpft sein auf wundersame Weise. Das ist auch der Fall, wenn wir uns mittelalterliche Plastiken oder Bilder, die einen solchen Drachenkampf zeigen, betrachten. In dieser Größe konnte aber der Drache wohl nicht ernsthaft Schaden anrichten, eventuell hat er den einen oder anderen Dorfköter verspeist, das war es aber auch schon. Und dennoch versetzte alleine die Vorstellung eines Drachen die Menschheit damals in Angst und Schrecken und auch noch in unserer Zeit gruseln sich Kinobesucher, wenn sie auf der Filmleinwand Godzilla wüten sehen oder schleimige, schuppige "Aliens" ein Raumschiff attackieren. Der westliche Drache taucht in unzähligen Variationen unter mannigfaltigen Bezeichnungen (Wyvern, Lindwurm, Tatzelwurm, Drake) in der europäischen Sagenwelt auf. Exemplarisch sollen hier drei Vertreter aufgeführt sein. Der biblische Urvater der Drachen, Leviathan, wurde bereits oben gewürdigt. Die MidgardschlangeDie Midgardschlange (auch Jormungander genannt) entstammt der nordischen Legendenwelt. Es handelt sich hierbei um einen gewaltigen Drachen, der in den Tiefen des Meeres haust und dessen Windungen die gesamte Welt umfassen.Der Drache beißt sich selber in den Schwanz, auf diese Weise wird die Welt zusammengehalten. Daraus leitet sich auch das Bild des Ouroboros ab, die Schlange, die sich selbst am Schwanz hält, ein Symbol für die Unendlichkeit. Der LindwurmTreffender wäre die Bezeichnung "Schlangenwurm" Der Name leitet sich nicht von dem Baum Linde ab (auch wenn Siegfried den Drachen, der ja ein Lindwurm gewesen sein soll, unter einer Linde erschlagen hat, damit ihm da das Blatt auf die Schulter fallen konnte), sondern aus dem Wort "lint". "Lint" bedeutet nichts anderes als Schlange. "Wurm" wurde nur erklärend dazugesetzt. Obwohl sie oft mit Drachen gleichgesetzt werden, unterscheiden sie sich von ihnen anatomisch. Sie haben entweder gar keine Beine oder nur ein Beinpaar und nur Stummelflügel. Aber auch Lindwürmer können Feuer speien und Schwefel atmen und sind sehr aggressiv. Ein Synonym (vor allem im Alpenland) ist "Tatzelwurm". Doch auch wenn der Lindwurm eher in norddeutschen Gefilden (Lebensraum: Wälder, Heiden) zu finden sind, befindet sich der berühmteste Vertreter dieser Spezies in Klagenfurt. Der DrakeSo heißt nicht nur Draco Junior im neuen Dragonheart-Videofilm ("Dragonheart-A New Beginning"), sondern Drake oder Drak steht im Niederdeutschen für "kleiner Drache". Einen Drak zu haben bedeutet, überraschender zu Geld gekommen zu sein, sich man aber dafür dem Teufel verschrieben hat. Für das pommerische Städtchen Barth ist ein Drachen-Prozeß aus dem Jahre 1739 belegt. Einem Bauern wurde vorgeworfen, dass man einen Drachen, einen Drak, über seinem Hof habe fliegen sehen.... Teil 4In zahlreichen Filmen und Büchern, sogar in der Musikbranche erfreut sich der Drache immer größerer Beliebtheit. Der Drache tritt als Werbeträger auf oder er ziert Bettwäsche, Poster, Motorhauben von Sportwägen und Container von Trucks oder als Tattoos menschliche Körperteile. Die Kinder werden heutzutage frühzeitig an die "Existenz" von Drachen gewöhnt: Die Hörspielcassetten und Kaufvideos mit Flitze Feuerzahn sind Verkaufsschlager und Grisù, der unbedingt Feuerwehrmann werden will zum Leidwesen seines Vaters Fumè, ist auch den Eltern fernsehfreudiger Kinder ein Begriff. Heutzutage fahren die Kids ab auf die "Pocketdragons", "Dragonball" bzw. "Dragonball Z" oder den Drachen aus "Pockemon". Und auch Erwachsene haben ihre Freude am Pop- / Rock-Musical von Peter Maffay, dessen Tabaluga-Tourneen die Konzertsäle füllten; das gleichnamige Musical in Oberhausen ist ein Publikumsmagnet. Tabaluga-Merchandising wo man hinschaut, selbst bei einer großen Fastfoodkette gab es im Sommer 2000 Tabaluga-Plastikflaschen, und Tabaluga-Schulausstattung. In den meisten Fantasy-Computerspielen (diesen soll im folgenden ein eigens Kapitel gewidmet werden) tauchen Drachen in irgendeiner Form auf, erwähnt sei hier nur das Erfolgsspiel "Drakkan". Angefangen hat aber alles mit der Fantasyliteratur und hier war einer der Pioniere (wenn nicht überhaupt der Pionier schlechthin) John Roland Tolkien. Drachen in Tolkiens WerkenObwohl Tolkien sich an nordischen und keltischen Mythen orientiert, überwiegt in seinen Geschichten der Einfluß des Christentums. Dementsprechend sind "seine" Drachen allesamt böse, quasi unbesiegbar, dabei jedoch auch arrogant und zum Teil auch dumm. Wer jedoch in seinem bekanntesten Werk, dem "Herr[n] der Ringe" nach Drachen Ausschau hält, wird bitter enttäuscht werden: Abgesehen von einer kurzen Erwähnung ganz am Anfang wird das feurige Reptil keines Wortes gewürdigt. Dafür gibt es andere Werke von ihm, in denen Drachen vorkommen und zum Teil auch eine wichtge Rolle spielen, unter anderem in "Farmer Giles Of Ham". Im Folgenden soll aber nur auf seine bekanntesten Drachen eingegangen werden, die uns in den Werken "The Silmarillion" und "The Hobbit" begegnen. Die folgenden Zeilen sind entnommen dem Aufsatz "DER DRACHE IN DEN WERKEN J.R.R.TOLKIENS" von Peter "Sparrowhawk" Cwienk (E-Mail:peter@shiftingsuns.com , der mir dankenswerter Weise seine Arbeit zur Verfügung gestellt hat. Glaurung in The SilmarillionGlaurung ist der Urvater aller Drachen und ein Geschöpf Morgoths, dem absolut Bösen in personam. Daher kann Glaurung nicht gut, sondern muß böse sein. Er schimmert golden, ist groß und mächtig, aber nicht unverwundbar.Vor allem seine Unterseite kann durchdrungen werden, und das wird ihm zum Verhängnis. Fliegen kann er nicht. Er verfügt über einen gewaltigen Feuerstoß, und normalerweise kann sich ihm nichts und niemand in den Weg stellen. Wer es dennoch versucht, welkt dahin. Seine lidlosen Augen zwingen jedem, der direkt in sie schaut, seinen Willen auf, und auch die Wegnahme des Drachenblicks hinterläßt Spuren. Wenn jemand unter den Drachenbann fällt, so ist er ihm hilflos ausgeliefert, und Glaurung hat verschiedene Zauber zur Verfügung. Glaurung's Blick zeigt totale Lähmung (Túrin) und totale Amnäsie (Nienor) - letzterer Bann wird erst mit dem Tod des Drachen ge-brochen - und zum Schluß genügt allein sein Blick, um Túrin ins Koma fallen zu lassen. Dazu kommt noch sein Geruch, der andere Tiere verrückt macht. Im Gegensatz zum bekannten Nibelungendrachen macht Glaurungs Blut nicht unverwundbar, sondern zerstört; es ist giftig und ätzend. Glaurung ist überheblich und liebt es, seine Gegner zu demütigen, aber er kann auch feine Psycho-Spiele spielen. Er ist ein Meister der Lügen und der Halbwahrheiten - selbst in seinen letzten Atemzügen läßt er nicht davon ab - und seine Opfer können gar nicht anders als ihm zu glauben. In diesen Dingen kommt dann Glaurungs eigentliche Grausamkeit zum Zug, und die Folgen dessen sind für die jeweils Beteiligten verheerend. Ebenfalls in "The Silmarillion" begegnet uns Ancalagon. Über ihn gibt es nicht annähernd soviel zu berichten wie über Glaurung. Ancalagon ist schwarz und kann, im Gegensatz zu Glaurung, fliegen; er ist der mächtigste der geflügelten Drachen. Er und die anderen geflügelten Drachen werden vom verzweifelten Morgoth auf die Gegner, die mittlerweile göttliche Hilfe erhalten haben (Valar) und den Erzbösewicht somit in die Ecke drängen konnten ("War of Wrath" / "Krieg des Zorns"), als letztes Mitte losgelassen. Ancalagon wird wohl ähnliche Fähigkeiten gehabt haben wie Glaurung, aber die kommen hier nicht zur Geltung, denn, wie gesagt, die Valar kämpfen nun auf der Seite der Elben und ihrer menschlichen Verbündeten. Allerdings muß dieser fliegende Drache gewaltig gewesen sein, denn als er von Eärendil aus der Luft abgeschossen wird und auf die Thangorodrim-Türme fällt - Thangorodrim sind die Türme, die Morgoths Festung Angband als eine Art Vorposten verteidigen sollten - werden diese Türme auf einen Schlag eingeebnet. Smaug in The HobbitÄußerlich ähnelt Smaug Glaurung von seiner goldenen Erscheinung her und er ähnelt Ancalagon von seinen Flugfähigkeiten her. Auch verfügt er über den drachentypischen Feuerstoß und über einen vorzüglichen Geruchs- und Geschmackssinn. Er kann schlafen und trotzdem mit einem halbwachen Auge wach sein. Von seinem Körper geht ein rot-goldenes Schimmern aus. Smaugs Drachenaugen haben magische Fähigkeiten. Wer direkt in sie hineinschaut, fällt unter den Drachenbann, was sich bei Smaug darin äußert, daß sein Opfer willenlos wird, sich selbst offenbart und ihm somit alles erzählt. Smaug ist groß und mächtig; allerdings ist er nicht unverwundbar; ein kleiner Fleck in der Aushöhlung seiner linken Brust ist vollkommen ungeschützt. Er hat eine große Vorliebe für alles, was schimmert und glänzt. Und so ist es kein Wunder, daß er den Zwergen, die viele Schätze angehäuft haben, ihr "Königreich unter dem Berg" wegnimmt, die Zwerge tötet oder vertreibt und sich ihrer Schätze bemächtigt. Damit hat Smaug aber noch längst nicht genug. Er rafft auch alle Schätze der umliegenden Landschaften zusammen, derer er habhaft werden kann; er ist böse, was aber nicht verwundert, wenn man bedenkt, wer in Mittelerde die Drachen erschaffen hat (s.o.). Er kennt seine Beute ganz genau. Als Bilbo es schafft, ihm mit Hilfe eines magischen Ringes - das ist der, der dann im Herrn der Ringe zerstört werden muß - einen einzigen kleinen Pokal zu stehlen, merkt er es sofort. Smaug liebt es, ebenso wie Glaurung, seine Spielchen zu spielen, aber mit viel weniger Folgen für den Hobbit Bilbo, der es ebenfalls versteht, die Worte zu verdrehen. Smaug faßt Bilbos Wortspiele als Rätsel auf, und er liebt Rätsel. Im Verlauf seiner Begegnung mit Bilbo zeigt sich Smaugs hervorragende Auffassungsgabe. Allerdings ist er auch überheblich und angeberisch, und nur dadurch offenbart er Bilbo unfreiwilligerweise seine einzige Schwachstelle (s.o.), und die wird von Bard ausgenutzt. Wie auch Ancalagon wird auch Smaug aus der Luft abgeschossen, und die Folgen sind ebenso katastrophal: Smaug fällt auf die Stadt, die er dabei war, anzugreifen und ebnet ihre Reste quasi ein, was allein ein Beweis für seine körperliche Macht ist. Tolkiens Einflüsse sind auch in der aktuellen phantastischen Unterhaltungsliteratur zu finden. Im Folgenden soll auf einige "Drachenbücher" exemplarisch eingegangen werden, wobei gerade in Bezug auf die weltbekannten Zyklen "Die Drachenlanze" und "Die Pern-Reihe" auf einschlägige Webpages nur verwiesen wird. Drachen in der aktuellen UnterhaltungsliteraturDie DrachenlanzeIn den zahlreichen Bänden der Drachenlanze von Margeret Weiss und , aber auch von einigen anderen Autoren der TSR-Reihe begegnen uns gleich mehrere Drachenarten. Interessant ist der Kunstgriff, der unternommen wurde, um die zahlreichen Facetten des Drachenwesens, die bereits in einem früheren Kapitel dargestellt wurden, unter einen Hut zu bringen. Es wurden Drachen verschiedener Farben und "Metalle " geschaffen, wobei sich eine Grobeinteilung zwischen den "Chromatic Dragons", das sind die farbigen Drachen, und den "Metallic Dragons", den Drachen, die nach Edelmetallen benannt wurden. Letztere sind in diesem Romanwerk sozusagen die "Guten", und auch wenn ab und an von gewissen Streitereien untereinander (oder mit ihren menschlichen Partnern) die Rede ist, sind sie in der Regel den Menschen gegenüber wohlgesonnen der zumindest neutral eingestellt. Ein wenig scheint bei den goldenen (das sind die ranghöchsten Drachen), silbernen, bronzenen, kupfernen und messing farbenen Drachen das Motiv des asiatischen (chinesischen) Drachenwesens durch. Zwei Merkmale haben sie jedoch mit ihren gewalttätigen Vettern, den chromatischen Drachen, gemeinsam: Zum einen der Wesenszug, dass sie grundsätzlich zuerst einmal ihre eigenen Interessen verfolgen und nur aus diesem Grund für ihren Gott Paladin mit den Menschen, den Drachenrittern, zusammenarbeiten. Zum anderen Habgier und der Drang, ihre Schätze zu bewachen und zu verteidigen, der typischste Drachencharakterzug überhaupt, wie wir schon früher gesehen haben.
Bessere Reittiere sind in der Drachenlanze auch die "farbigen" Drachen, die für die dunkle, böse Seite im Auftrage ihrer Königin Thakisis kämpfen. Alle Drachenarten der Drachenlanze-Reihe haben ihre unterschiedlichen Atemwaffen: Feuer, Säure, Eis und Elektrizität. Wer sich damit genauer auseinandersetzen möchte, sei auf die einschlägigen Websites zur Drachenlanze verwiesen. Einen durchweg positiven Aspekt haben die Drachen unter Ann McCaffrey erfahren. Allerdings verkommen in ihrer Pern-Saga die Drachen zu zwar einfühlsamen, jedoch etwas zu domestizierten Reittieren. Die Pern-ReiheNeben der Drachenlanze ist die Pern-Saga wohl der erfolgreichste Drachenzyklus überhaupt. Leider werden hier in Deutschland nicht mehr alle Bände von Ann McCaffreys Erfolgsserie - deshalb auch immer, denn die Nachfrage wäre da - aufgelegt. Dennoch kann man bei einem großen Internet-Buchanbieter oder in den Fantasyshops doch noch die meisten Bände auftreiben. Pern ist ein Planet irgendwo in einen der zahllosen Universen, der irgendwann einmal von Menschen kolonialisiert worden ist. Die Drachen gab es aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht, sondern nur kleine, anhängliche, flugfähige Echsen .Diese Echsen wiesen zwei Besonderheiten auf. Zum einen zeigten sie, wenn sie sich an einen Menschen gewöhnten, eine unwahrscheinliche Bindung (ein Verhaltensforscher würde von Prägung sprechen) zu diesem Menschen und zum anderen, was weitaus wichtiger war, sie erwiesen sich nützlich als "Frühwarnsystem" und sogar (wenn auch nur aufgrund ihrer kleinen Körpergröße im geringen Maße im Kampf gegen den Sporenregen, der in regelmäßigen Abständen auf Pern niedergeht und organisches Leben durch Verätzung zerstört. Aus diesen Echsen wurden dann durch genetische Experimente die uns geläufigen Pern-Drachen gezüchtet, die zu "ihren" Menschen ein ganz besonders enges Verhältnis haben. In Ann McCaffreys Welt kommt es am Schlüpftag der Babydrachen zu einer sogenannten "Gegenüberstellung". Ausgewählte Kandidaten stehen in einer Höhle und warten auf das Ausschlüpfen der Drachen. Diese Jungtiere nehmen dann jeweils telepathischen Kontakt zu einem bestimmten Menschen (meist Kinder) auf und zwischen diesem ausgewählten Menschen und dem jeweiligen Drachen entwickelt sich dann ein lebenslange emotionale Bindung. Das Kind wird zu einem Drachenreiter ausgebildet und der Drache zu seinem Freund und Reittier. Zusammen kämpfen sie dann gegen diesen Sporenregen. Ähnlich wie in der Drachenlanze gibt es auch hier unterschiedliche Drachenarten. Die Färbung läßt hier allerdings keinen Rückschluß auf den Charakter des Drachen zu, sondern nur auf den Rang des Drachen bzw. dessen Reiters. Am ranghöchsten ist goldfarbene Königin, die an die menschliche Weyr-Chefin emotional gebunden ist. Auch hier sei auf die einschlägige Literatur im Internet verwiesen: http://www.angelfire.com/wa/luparox2/whatdrg.html Glücklicherweise haben sich auch Autoren aus dem deutschsprachigen Raum des Themas Drachen angenommen. Als bekanntester Vertreter soll hier der "deutsche Stephen King" aufgeführt werden: Drachen in den Bestsellern von Wolfgang Hohlbein In Wolfgang Hohlbeins Werken erscheint der Drache in unterschiedlichsten Variationen, was sowohl die äußere Gestalt als auch deren Wesen betrifft. In seinem Bestseller "Die Nacht des Drachen" begegnen uns diese sympathischen Echsen gleich zweimal. Zum einen ist da der von allen gefürchtete, legendäre Rote Bergdrache, der sich aber trotz seiner latenten Gefährlichkeit im entscheidenden Moment als Retter vieler Menschenleben erweist, zum anderen spielt eine drachenähnliche Kreatur, die in diesem Roman als "Smaragdechse" bezeichnet wird eine tragende Rolle. Obwohl diese Smaragdechse ungeflügelt ist, besitzt sie etliche Dracheneigenschaften, zum Beispiel heilerische und magische Fähigkeiten, die sie meist im positiven Sinn verwendet. Die sympathischste Drachenfigur jedoch dürfte Rangarig sein, jener prächtiger gold-geschuppter Drache, der neben einem bösen (und dennoch lebenserhaltenden) Tatzelwurm im "Märchenmond"-Zyklus den Jungen Kim durch eine phantastische Parallelwelt begleitet. Dieser Rangarig ist eine Mischung aus Fuchur, wie wir ihn aus der "Unendlichen Geschichte" kennen und Draco aus dem Film "Dragonheart". Unter seinem rauhen Schuppenpanzer (ihm gefällt es, Leute zu erschrecken, so schlägt er dem kleinen Kim vor, still zu halten, damit das Gefressenwerden nicht allzu schmerzhaft ist) schlägt ein Herz aus Gold und nicht nur die Romanfiguren schätzen ihn als treuen und liebevollen Freund. Natürlich verfügt Rangarig über alle Eigenschaften, die einen Drachen prägen: Magie, Schönheit und Ritterlichkeit, jedoch auch unbändige Kraft und Zorn. Er spuckt Feuer und schnaubt Rauch und da er auch fliegen kann, dient er seinen Freunden natürlich auch als Transportmittel. Reittiere, diesmal allerdings Tod und Zerstörung bringend, sind auch die Drachen in "Die Töchter des Drachen" und dem Folgeroman "Der Thron der Libelle". Drachen verwüsten auf Befehl ihrer Reiterinnen, amazonenhafte Wesen, ganze Landstriche und exekutieren Menschen, die sich nicht unterwerfen wollen. Im Laufe des Romanes stellt sich jedoch heraus, daß diese Drachen und ihre Amazonen einem höheren Wesen dienen und die geflügelten Echsen mehr sind als bloße Killermaschinen. Es gibt noch etliche andere Hohlbein-Romane, in denen Drachen mehr oder weniger häufig vorkommen; es ist jedoch nicht mehr erforderlich, auch auf diese einzugehen, zeichnet sich doch bereits jetzt schon ab, daß bei Wolfgang Hohlbein Drachen keine stupiden, blutdürstigen Bestien sind, die es um jeden Preis zu vernichten gilt. Die Unendliche Geschichte (Michael Ende)Auch in dem Klassiker von Michale Ende stossen wir auf Drachen. Da ist zum einen das abscheuliche Monstrum namens "Smärg" (Sollte dieser Name eine Anspielung auf Tolkiens Smaug sein?), das sich Bastian mittles seiner Phantasie konstruiert. Seiner Beschreibung nach gleicht er einer Kreuzung aus einem Känguruh, einer Riesenheuschrecke und einem Skorpion mit Krokodilkopf. Viel sympathischer (und auch wohl viel schöner anzusehen) ist der bereits oben kurz erwähnte Glücksdrache Fuchur. Im Roman entspricht er eindeutig dem chinesischen Drachen, was Form und Wesen anbelangt. Der Film-Fuchur hingegen hat mit seiner Romanvorlage nur noch den Namen und das freundlich sanfte Wesen gemeinsam.
Der geneigte Leser und Drachenfreund möge es mir nachsehen, wenn ich an dieser Stelle nicht auf andere drachenhaltige Werke der phantastischen Unterhaltungsliteratur eingehe: Sicherlich wären die Drachen aus dem Roman "Der Letzte Drachenlord" von Joanne Bertin, die Drachen der "Mystara"-Reihe (Thorarinn Gunnarsson) oder ganz aktuell die Drachen aus den diversen Harry Potter-Romanen von Joanne K. Rowling einige Zeilen wert, aber das würde den Umfang dieses Aufsatzes bei weitem sprengen. Daher sei hier nur der Gang in die Buchhandlung und ein Stöbern vor Ort empfohlen. Teil 5Auch die internationale Filmindustrie zeigt zunehmendes Interesse an unseren geschuppten Freunden.
Die Zahl der nationalen und internationalen Film- und Fernsehproduktionen, in denen Drachen eine mehr oder weniger bedeutende Rolle spielen, ist schier unüberschaubar geworden. Der geneigte Leser möge es mir daher nachsehen, wenn ich an dieser Stelle auf nur einige wenige, nach meinem Dafürhalten jedoch um so wichtigere Filme eingehe.
Der wohl wichtigste Drachenfilm, der eine weltweite "Dragonmania" auslöste, dürfte wohl Dragonheart gewesen sein. Dragonheart / Dragonheart II :
Dragonheart war in zweierlei Hinsicht bahnbrechend: Zum einen im Bereich der Tricktechnik (von ILM - nominiert für den Oskar), da der Drache ausschließlich computeranimiert ist. Zum anderen - in unserem Zusammenhang viel wichtiger - weil hier überwiegend die Großherzigkeit und Weisheit der Drachen hervorgehoben wird.
Liebenswert ist auch der Drache im Warner Bros. Film Dragonworld:
Ein ähnliches Handlungsmuster weist auch der Film auf Stanley's Drache:
Der erste Realfilm (1983 / 1984) jedoch, in dem der Drache als liebenswürdige Figur erscheint, ist, zuvor im Literaturteil schon vorgestellt: Die Unendliche Geschichte:
Natürlich begegnen uns Drachen auch in Zeichentrickfilmen.
Puff, der Zauberdrache
Gute und böse Drachen, soweit man bei diesen Geschöpfen überhaupt die schwarz-weiß Malerei anwenden kann, begegnen uns in The Flight Of Dragons
Natürlich nahm sich auch Walt Disney des Themas Drachen an, und das gleich in mehreren Filmen.
Mulan
Der liebenswerteste (und auch einer der kitschigsten) Drache aus dem Hause Disney ist wohl Elliot in dem Film Pete's Dragon
Ein weiterer "lieber" Drache präsentiert sich uns in einem Kurzfilm von Walt Disney, The Reluctant Dragon
Ganz anders präsentiert sich der Disney-Drache im Zeichentrickklassiker Dornröschen
Noch einen bösen Drachen hat uns Walt Disney zu bieten, nämlich in dem Spielfilm Der Drachentöter
Doch auch das neue Jahrtausend watet mit einigen Drachenfilmen auf. Im Dezember 2000 lief in den USA der nächste große Drachenfilm an (bei uns im Sommer 2001): Basierend auf dem wohl erfolgreichsten Rollenspielsystem und der erfolgreichsten Fantasy-Buchreihe "Die Drachenlanze" ist der Spielfilm Dungeons and Dragons
Shrek
Ehrlich gesagt, hier steht der Drache nicht im Vordergrund, und dennoch: So liebevoll wie der Drachencharakter gestaltet wurde ist es kein Wunder, daß die Drachin sich in die Herzen des Kinopublikums gespielt hat. Und zumindest ein Esel hat sich ja dann schließlich doch in sie verliebt.
Evolution
Der Film handelt - grob gesagt - von einer Evolution, die sich im Zeitraffer vollzieht und durch einen Meteoriten ausgelöst wurde.
Reign Of Fire
Im Stil von Jurassic Park oder Godzilla beschreibt der Film eine Vision, wie die heutige Welt aussehen würde, wenn Drachen wieder die Herrscher der Erde wären.
Auch bei den Computerspielen ist ein Wandel zu erkennen: War vor allem in früheren Spielen das Ziel, Drachen abzuschlachten ("Dragonslayer"), wurde der Drache zunehmend zu einem Hauptcharakter, was die Spiele "Drakkan" oder "Spiro" belegen. Auch im Rollenspiel haben Drachen ihren Einzug gehalten.
"Es gibt wohl nur wenige drachenlose Rollenspiele. Wer hat nicht den Rainbow Dragon in "Bard's Tale 3 - Thief of Fate" besiegt und mit dem Drachenblut einen Rosenstock zum Erblühen gebracht ? Wer hat sich in Death Knights of Krynn nicht durch verschiedenen Horden untoter Drachen geschlagen ? Wer hatte in Dragon Wars nicht die Drachenkönigin auf seiner Seite, die Namtars Millionenheer den Garaus gemacht hat ? Wer mußte in Final Fantasy 8 nicht zahllose Ruby Dragons besiegen, um an wertvolle Gegenstände zu gelangen ? Und dann die ganzen alten AD&D Spiele, besonders die auf Dragonlance Basis ? Eine ganz anderes Kaliber ist das Shoot'em ab "St. Dragon" - hier ist man der herumfliegende Drache, der sich seiner Feinde entledigen muß."
Drachen in der Musik Nicht eingegangen wird hier natürlich auf die Soundtracks zu den oben aufgeführten Filmen.
In der NDW begegnete uns der liebenswerte "Anton, der kleine Drache" von Nena (heute noch erhältlich auf dem Sampler "Wolke Nummer 7 II"). Dieser Drache besuchte unsere kalte Erde und war unglücklich über die Kälte, die auf unserem Planeten herrschte.
Der berühmteste und wohl erfolgreichste Drachen in der Musikgeschichte ist der vom Deutschrocker Peter Maffay kreierte Tabaluga
.
Ebenfalls den Drachen verschrieben hat sich die italienisch / deutsche Hardrockformation Rhapsody.
Es ist einleuchtend, daß ich nicht auf all die unzähligen Lieder eingehen kann, in denen der Drache als Symbol verwendet wird: Exemplarisch sei nur auf Angelo Branduardis Lied: "L'Apprendista Stregone" [ der Zauberlehrling] hingewiesen, wo sich Branduardi offensichtlich mit einem Drachen vergleicht (diesbezüglich möchte ich auf meinen Aufsatz verweisen "Angelo Branduardi - ein Fabelwesen"), und dem Charterfolg von Rapstar Sisqo "Unleash The Dragon" , in dem sich Sisqo auf Grund der anhaltenden Diskriminierung von Schwarzen wünscht, den Drachen in sich herauszulassen. Auch auf zahllosen Plattencovern, vor allem von Heavy Metal - CDs und Hardrock - CDs
Wir haben nun den Drachen begleitet von der Antike über das Mittelalter in unsere Zeit. Der Drache begegnete uns in mannigfaltiger Form in der Bildhauerei, Malerei, Schriftstellerei und der modernen Unterhaltungsindustrie.
Bewachten und mehrten Drachen in früherer Zeit ihre eigenen Schätze und Horte, so scheinen sie heute wieder zu dieser Rolle zurückgefunden zu haben: Sie mehren das Vermögen cleverer Leute aus der Unterhaltungsindustrie.
Drachen haben nie gelebt, mag man sagen. Doch würde man falsch liegen, wenn man sagt, daß Drachen nicht existierten. Und nie war der Drache so lebendig wie heute und man braucht heute nicht mehr nur "zu den Sternen" aufzublicken, so wie es der sterbende Draco einst seinem Freund Bowen riet. |