ERZENGEL MICHAEL

von Anna von Heyl



  1. Michael ist ein "archangelo", ein Erzengel = ein Ur-engel,
  2. "Michael" ist hebräisch und bedeutet so viel wie : "Wer ist wie Gott?"
  3. das Singular el ist ein uraltes Wort, das seinen Ursprung in vielen Sprachen hat. Es bedeutet so etwas wie "Gott" "der Leuchtende" oder "strahlendes Wesen".
  • Hebräisch "el" = Gott
  • Sumerisch "el" = Helligkeit, Leuchten
  • Akkadisch "ilu" = ein Strahlender
  • Babylonisch "ellu" = der Leuchtende
  • Alt-Walisisch "ellu" = ein leuchtendes Wesen
  • Englisch "elf" = leuchtendes Wesen
  • Angelsächsisch "aelf" = strahlendes Wesen
  1. Der Auftrag der Engel ist: dem Himmel und den Menschen zu dienen, die Anbetung Gottes, die Huldigung und die Lobpreisung Ihres Herrn in alle Ewigkeit

  2. Sie sollen auch die Mittler zwischen unten und oben, zwischen Himmel und Erde sein, sie sind die Boten Gottes.

    Sie bringen dem Menschen die göttlichen Kräfte und Botschaften, und tragen dessen Bitten und Gebete hinauf zum göttlichen Thron. Sie sind Spiegel der göttlichen Herrlichkeit Erzengel sind die Fürsten des heiligen Volkes

Die neun Engelchöre die den himmlischen Throne umkreisen sind eine hierarchische Ordnung, in drei Gruppen eingeteilt. Die oberste Triade besteht aus den Seraphim, den Cherubim und den Thronen. Michael gilt als einer der Engel die in unmittelbarer Nähe Gottes stehen und in sein Antlitz sehen dürfen, die Seraphim. Sie lobpreisen Gott in ewig währender Liebe. Erst in der untersten Triade befinden sich die Fürstentümer, Erzengel und Engel, zu denen Michael zweifellos auch gehört, ist er doch ein Erzengel.

  1. a) Der jüdische Mythos vom Engelssturz vor der Erschaffung der materiellen Welt ist gleichzeitig die Geschichte der Machterlangung Michaels, dem bis dahin keine hervorgehobene Bedeutung oder Stellung in der Engelshierarchie zukam.

    Ursprünglich waren die 7 höchsten Engel vor Gott, Urbilder und Urkräfte der Schöpfung, dem Herrlichsten und Leuchtendsten und Mächtigsten unter ihnen, unterstellt. Das war Satanael oder Luzifer der Stellvertreter Gottes und Fürst der Schöpfung. Als Gott verkündete, er wolle den Menschen nach seinem eigenen Ebenbild erschaffen und seinen geliebten Sohn dereinst als Mensch auf die Erde schicken, da empörte sich Satanael.

    Er wurde von Hass gegen den Menschen erfüllt und verweigerte Gott den Gehorsam. Er wollte seinen eigenen Thron im Himmel zu errichten, verleitete ein Drittel der Engelscharen zum Abfall von Gott und machte sich selbst zum Herrn.

    Gott beschloss, den abtrünnigen Engel aus dem Himmel werfen zu lassen und erwählte aus der Engelschar den Engel Micha, er verlieh ihm den höchsten Rang unter den Engeln und gab ihm einen Teil seiner Lichtherrlichkeit .Micha hieß fortan Micha-el und Satana-el nur noch Satan. Michael bekämpfte Satan drei Tage lang, dann stieß er ihn und die abtrünnigen Engel aus dem Himmel.

  2. b)Der Kampf Michaels ist ein zentrales Thema in der jüdischen und christlichen Mythologie, taucht aber auch in anderen Kulturen auf, z.B. im babylonischen Mythos wo der Urdrache mit seinem Schwanz ein Drittel der Sterne vom Himmel fegt und die himmlische Lichtjungfrau bedroht, die dann von Michael gerettet wird.

    Der ewige Kampf Michaels gegen das Böse, den Drachen, ist auch der Kampf der Frommen gegen das Heidentum. Der Drache verkörpert das bedrohliche Böse, die Sünde die den Menschen verführt, die Gefahr für die Menschheit und den ständigen Widersacher Gottes und somit seines Stellvertreters, des Erzengels Michael. Michael hat von Anfang an die Aufgabe und die Macht, Satan den Drachen zu bekämpfen. Er besiegt ihn nicht vollkommen, da Satan auch einmal ein Fürst des Lichtes gewesen ist und seine Kraft noch strahlt. Doch er hat die Macht, ihn zu verstoßen und aus dem Herrschaftsbereich Gottes zu verbannen. Michael ist am Ende aller Tage auch der, der den Satan vor das Gottesgericht schleifen wird damit er seine gerechte Strafe erhalte. Bis dahin stehen sie in ständigem Kampf miteinander.

  1. a)Er ist der Hüter der Kirche und des irdischen Reiches, der den christlichen Glauben wahrt. Er ist der wichtigste und bedeutungsvollste Engel, da er die Menschheit und das Reich Gottes vor dem Drachen beschützt und diesen bezwingt, deshalb ist er der Patron der Krieger und Ritter

  2. b)Er ist die direkte Verbindung zwischen Gott und dem Menschen, der Bote Gottes, der in diesem Amt noch wichtiger als die anderen Engel ist, da das Heil der Menschheit in seiner Obhut liegt.

  3. d)Er ist der Seelengeleiter des irdischen Volkes ins himmlische Reich und der Hüter der Schwelle zur Totenwelt,. Er geleitet die Seelen der Toten vorbei an den Gefahren der Unterwelt sicher in das Reich Gottes, (im Griechischen auch Psychopompos die Bezeichnung des Hermes der auch diese Aufgabe hatte)

  4. c)Michael gilt auch als Totenrichter und Herr des jüngsten Gerichtes, der die Seelen der Verstorbenen prüft.

Michael wird oft mit dem Schwert oder dem Kreuzstab (Botenstab) dargestellt, meistens steht er auf oder über seinem Widersacher, dem Drachen, und bekämpft ihn. Da er der Heils und Friedensbote Gottes war, bekämpfte er den Drachen (Sinnbild für die bösen geistigen Mächte, die eine Gefahr für das irdische Reich darstellen )mit seinen geistigen Kräften. Er wurde deshalb meistens mit dem Kreuzstab dargestellt, das Symbol für geistige Macht. Erst spät, gegen die Jahrtausendwende, wird er vermehrt als Ritter in Rüstung und mit Schwert dargestellt.

  1. a)Michael ist es, der Abraham in den Arm fällt, als dieser Gott seinen Sohn Isaak opfern will. Er erscheint auch Moses im brennenden Dornbusch und ringt bei dessen Tod mit dem Teufel um seine Seele..

  2. b) Chonae Das älteste Michaelsheiligtum der Christenheit ist zweifellos das von Chonae. In ganz Kleinasien stand die Missionstätigkeit der Christen von Anfang an unter dem Schutze Michaels.

    Michael spielt auch eine große Rolle bei dem Evangelisten Johannes. Johannes war hauptsächlich im östlichen Mittelmeerraum als Missionar tätig. Er wird im 12. Kapitel der geheimen Offenbarung in einer Vision Augenzeuge des Michaelsdramas, dem Kampf mit dem Urdrachen. Dem Johannesevangelium zufolge wird Michael in der Apokalypse (die dem Johannesevangelium zugerechnet wird) der Weltenrichter sein, der die Gerechten vor dem Feuer der Unterwelt bewahrt.

    In der Gegend der Stadt Kolossae, Sitz einer großen jüdischen Gemeinde, bestand schon seit Anbeginn des Christentums ein Engelskult.

    In Chairetopa bei Kolossae soll der Erzengel eine Unterweltsgottheit namens Echidna (die Schlange) aus einer Höhle, der eine Heilquelle entsprang, vertrieben haben. Die Stätte wurde zu einem Heiligtum Michaels. Die Kraft des Heidenheiligtums wurde nicht vernichtet sondern auf Michael übertragen.

    Etwas Vergleichbares ereignete sich Ende des 3. Jahrhunderts in Chonae( was Kluft oder Höhle bedeutet), das oberhalb von K. lag. Eine heilige Quelle sprudelte dort aus einer Höhle hervor, sie soll heilende Wirkung für Leib und Seele gehabt haben.

    Die Apostel, die sich von Kolossae aus dorthin wandten, errichteten ein Heiligtum bei der Quelle, das dem Michael geweiht war. Dieser Ort wurde von vielen Pilgern heimgesucht die eine Heilung erhofften, ob für Leib oder Seele.

    Der Überlieferung nach soll es von Heiden des öfteren bekämpft und bedroht worden sein. Doch Michael beschützte den heiligen Ort und seinen Priester. Er setzte die Wasser der Flüsse in Bewegung, und einmal tat er sogar die Erde auf um es vor den bösen Absichten der Ungläubigen zu beschützen. Die Heiden waren so beeindruckt von der Erscheinung Michaels, daß sie sich sofort bekehren ließen. Der Erzengel soll noch gesagt haben bevor er wieder verschwand:

    "Im Namen Jesu Christi, unseres wahren Gottes und Heilands, soll an dieser Stätte jede Krankheit und jedes Übel geheilt werden, und die von unreinen Geistern gequälten sollen davon befreit werden. Wer hierbei den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes ausruft, soll nimmermehr bekümmert von hier weggehen, wenn er von diesem Quell getrunken hat".

    Seit diesem Wunder ist Chonae zu einer Kultlegende geworden, es wird in der griechischen Kirche noch immer am 6. September gefeiert.

    Chonae wurde zwar im 13. Jahrhundert von Kaiser Isaak Angelus zerstört, aber fast ein Jahrtausend wirkte seine Kraft, die nach und nach die Stadt Kolossae in Vergessenheit geraten ließ. In der östlichen Christenheit bekam Michael sogar den Beinamen "der von Chonae". Es wird berichtet, die Völkerflut des Islam habe es schließlich geschafft sämtliche Heiligtümer Michaels in Kleinasien zu zerstören was allerdings fragwürdig erscheint in Anbetracht der Tatsache daß man den Engel Michael auch im Islam kennt, denn der islamische Religion liegen schließlich dieselben Mythen zugrunde wie dem Juden- und Christentum.

  3. c)Der Monte Gargano bei Siponto Michael erschien dem Bischof von Siponto dreimal. Das 1. Mal am 4.5. 490, als der Stier entlief. Das 2. Mal am 19.9.492 als die Siponter über die Goten siegten und das 3.Mal am 29.9.493 zur Weihe der Grotte.

    Als ein Bauer seinen entlaufenen Stier, den er vor einer Grotte hoch auf dem Monte Gargano wiederfand, mit einem Pfeil erschießen wollte, wandte sich der Pfeil von dem Stier ab und traf den Bauern ins Auge. Das war ein Zeichen Michaels, der so dem Volk von Siponto mitteilen wollte dass er diese Grotte zu sein Heiligtum auserkoren habe und sich dort niederlassen werde. Es wurde eine Kapelle in der Grotte errichtet und die Höhle wurde zu einem der bedeutendsten Michaelsheiligtümer. Es war die erste Offenbarung Michaels im christlichen Abendland. Das war der Anfang einer sehr starken Beziehung der abendländischen Christen zum heiligen Michael. Er galt als deren Schutzpatron und hatte im Mittelalter eine große Bedeutung.

    Im Jahre 1658 erschien Michael abermals einem Bischof von Siponto, als die Pest in der Gegend wütete, er offenbarte sich am 22.9 1658 und verkündete daß die Bevölkerung von der Pest geheilt werde.

  4. d)St Michaels Mount Michael erschien ein paar Fischern vor der Westküste Englands bei Cornwall, ungefähr zur selben Zeit wie dem Bischof in Siponto. Dort ist jetzt eine Kirche zu Ehren Michaels errichtet worden, auf dem St Michaels Mount.

    e)Mont-Saint-Michel Um 708 erschien der Engel in der Normandie an der Atlantikküste dem Bischof Aubert von Avranches im Traum und befahl ihm, auf dem mons tumba, einem ehemaligen Druidentotenheiligtum auf einer dem Festland vorgelagerten Insel ein ihm geweihtes Heiligtum zu errichten.

    Dieses Michaelsheiligtum, Mont-Saint-Michel, dem 966 ein Benediktinerkloster angegliedert wurde, hatte im Mittelalter für Frankreich eine große Bedeutung. Die Anziehungskraft erreichte ganz Europa und zahlreiche Wallfahrer pilgerten zum Mont-Saint-Michel. Sogar die Kinder vieler Länder besonders Deutschlands, wurden in seltsamer Weise von dem Heiligtum angezogen. Es ereigneten sich drei Kinderwallfahrten, die erste fand um 1333 statt und zwei weitere um 1455 und 1457. Die Kinder zogen von einem starken Willen gepackt ohne Einverständnis ihrer Eltern und ohne Verpflegung zum Mont-Saint-Michel, unterwegs schlossen sich ihnen viele Kinder an. Sie wurden unterwegs gut bewirtet und kamen gesund an ihrem Ziel an. Sie sahen im heiligen Michael ganz besonders ihren persönlichen Schutzherrn und berichteten, sie seien von dem Heiligen herberufen worden

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  6. f) Michael in Konstantinopel In Konstantinopel war der Michaelskult stark verbreitet. Das Michaelion, das dort von Kaiser Konstantin, dem Engel zu Ehren, aufgrund einer ihm gewordenen Erscheinung desselben, errichtet wurde, war im ganzen östlichen Mittelmeerraum bekannt. Der Kaiser war ein ergebener Verehrer Michaels und hatte ihn zum Schutzherr seines Reiches auserkoren. Das himmlische Reich war ihm Vorbild und deswegen spielte natürlich dessen Verkünder und Beschützer eine zentrale Rolle.

    Doch nicht nur die kriegerische, herrschende Erscheinung Michaels wurde in Konstantinopel verehrt, gerade das Bild des Michael als Wundertäter und Heilengel war von großer Bedeutung für das Volk. Es gibt mehrere Berichte von Wunderheilungen des Engel, die sich in der Stadt ereigneten. Viele der zahlreichen Heiligtümer ihm zu Ehren sind ihm aufgrund einer solchen Tat geweiht worden.

Bergheiligtümer die im Mittelalter dem Michael geweiht wurden, sind oft ursprünglich sehr alte heidnische Kultstätten gewesen , an denen Berggottheiten oder Unterweltsgottheiten verehrt wurden, denn sie stellten meistens Eingänge zur Unterwelt/Totenwelt dar. Und Michael ist ja der Totenrichter und Seelengeleiter ,der die Seelen der Toten durch die Unterwelt führt. Er hat sich erstaunlich oft in Höhlen, die sich auf einem Berge befinden, offenbart. Kirchen, die später erbaut wurden, haben häufig einen Michaelsturm, der dem Michael geweiht ist und eine Höhle ersetzen soll. Die Kraft, die von diesen Stätten ausging wurde zur Kraft Michaels umgeleitet, Er zerstörte nicht etwa die Kraftwirkung der Kultstätten, nein, er leitete sie in die seine um, er verschluckte sie. Wie zum Beispiel die Bergheiligtümer des germanischen Gottes Wotan. Sie wurden nach der Bekehrung der "Heiden" von diesen als Michaelsheiligtümer verehrt. Heilige Quellen gibt es sehr oft in solchen Höhlen und Bergheiligtümern. Sie zeigen dass Michael der Heiler der Seele ist. Diese Quellen sollten heilbringende Wirkung haben und viele Gläubige pilgerten, wenn sie Gebrechen hatten, zu den Heilquellen, um dort die Offenbarung des Geistes Michaels zu erfahren und somit die Heilung für Leib und Seele.

a) Michael gilt sowohl als ihr unheilvoller Bote wie auch ihr Heiler, der das Ende ankündigt. Ein Ungehorsam Davids ließ diesen in Ungnade fallen und sein Volk wurde mit der Pest bestraft. Als Gott den König nicht länger strafen wollte, da David um Vergebung bat, verkündete der Engel Michael das Ende der Pest.

b)Um 590 brach zur Zeit des Papstes Gregors des Großen eine uneindämmbare Pestwelle aus, die erst erlosch als eine Erscheinung des Erzengels sie ankündigte, darum wurde ihm zu Ehren eine Kapelle (Engelsburg genannt) errichtet. An der Stelle in Rom, am Hadriansmausoleum, an der der Engel erschien, ein Schwert in die Scheide steckend. Das war eine der ersten Erscheinungen Michaels mit einem Schwert in der Hand.

c)Um 680 wurde in Rom unter Papst Agathon eine weitere Pestwelle von dem Engel ausgelöst, der einem Dämon befahl mit seinem Stab an die Türen derer zu klopfen die sterben sollten. Eine Bittprozession des Papstes zur Kirche San Pietro setzte ihr dann ein Ende.

d)Schon in jüdischer Zeit gab es eine Verbindung Michaels zur Pest: Im Jahre 701 vor Christus hat er auch das Heer des assyrischen Königs Sanherib, das Jerusalem belagerte durch die Pest getötet. Das läßt vermuten daß der Engel auch eine todbringende Wirkung hat, er verhängt die Pest als Strafgericht Gottes.

a)Marduk , im babylonischen Weltschöpfungsmythos besiegt der Göttersohn Marduk der Chaosdrachin Tiamat dessen eigener Sohn er war. Er teilte sie in zwei Hälften und formte daraus die lichte Welt der Formen. b)Der Persische Mythos von Vohumano einem der vier Thronengel Gottes, Schützer von Friede und Freundschaft und Totenrichter sowie Geleiter der Toten ins Totenreich steht auch in einer engen Verbindung zu Michael wie auch c)der persische Gott Mithras der den Stier, ein kosmisches Ungeheuer darstellend besiegt und der Retter des Himmels ist.

d)Er wird ebenso mit der persischen Gottheit Beshter gleichgesetzt, derjenige der das Menschengeschlecht mit Nahrung versorgt.

e)Doch Hermes der auch Merkur ist, Mittler zwischen der Götterwelt und des irdischen Reiches kommt der Erscheinung des Michael wohl am ähnlichsten. Er ist sowohl Götterbote als auch Seelengeleiter, der die Seelen der Toten heil über die Totenschwelle ins himmlische Reich (oder in den Hades) bringt, genau wie Michael.

f) Anubis, eine ägyptische Gottheit, hunde- oder schakalköpfig, der die Seelen der Verstorbenen wog, hat dieselben Eigenschaften wie Michael, und man kann davon ausgehen, daß das Volk Israel ihn in der ägyptischen Gefangenschaft kennengelernt hat

Außer zwei Gedächtnistagen im Jahr , am 8. Mai und am 29. September, ist die Erinnerung der Menschheit an den Erzengel Michael im Laufe der Zeit weitgehend verblaßt.

Das hat wahrscheinlich etwas mit dem Verlangen der Christenheit nach menschlichen Vorbildern, die durch ihre Taten heilig geworden sind und den Engeln gleich kommen, zu tun. Sozusagen irdische Engel.

Das kommt sehr gut im Erscheinen des heiligen Georg zum Ausdruck. Der heilige Georg gilt als einer der bedeutendsten Drachentöter und verdrängte allmählich das Bild vom heiligen Michael als den Bezwinger des Urdrachen. Viele Michaelsdarstellungen wurden später Georg zugeordnet.

Der Drache ist das Sinnbild für das Böse und das Heidentum. Indem Georg einen Heiden/Drachen unterwarf, war er ein heldenhafter vorbildlicher Mensch der das Böse besiegt und eignete sich noch viel eher als Vorbild, weil er ein Sterblicher war und die Menschen sich mit ihm identifizieren konnten., das Pferd, auf dem er reitet, ist ein Symbol für Kraft und Macht, das er benötigt, um sich über den Drachen erheben zu können und auf ihn zu treten.

Michael hingegen steht souverän eigenen Fußes auf dem Ungeheuer, denn er ist ein Gottgesandter mit göttlichen geistigen Kräften, der den Chaosdrachen besiegen konnte, deshalb bezwingt er jeden Drachen mit Leichtigkeit.

Nach diesen alten, rein geistigen Mittlern verlangte es den Menschen irgendwann nicht mehr, er wollte durch eigene Taten "heilig" werden. Ritterliche Tugenden gewannen immer mehr an Bedeutung. Georg verkörperte die Verbindung der Menschen zu Gott besser als Michael.

Ein weiterer Grund für Michaels Bedeutungsverlust könnte auch die immer stärker werdende Verehrung der heiligen Maria sein, die als direkte Mittlerin zu Gott eine größere Rolle spielte als Michael, dem dieses Amt bisher zukam. Viele Marienheiligtümer wurden seit der Jahrtausendwende errichtet.

Es ist noch zu sagen, daß Michael eine Verbindung vom Urzeitmythos zum Endzeitmythos der Apokalypse herstellt. Er taucht sowohl in den Anfängen der Schöpfung, wie auch beim Jüngsten Gericht auf, und spielt dort eine zentrale Rolle. Das läßt sich mythengeschichtlich verallgemeinern - Ur- und Endzeitaspekte werden oft ausgetauscht.

Das verdeutlicht, daß die Apokalypse bei weitem älter ist als von der Kirche früher angenommen wurde. Inzwischen ist nachgewiesen worden, daß sie keineswegs vom Evangelisten Johannes verfasst wurde, dem sie normalerweise zugeordnet wird.

Das hebräische Wort Seraphim bedeutet "brennende oder leuchtende Schlange" Diese Bezeichnung für die höchsten Engel vor Gott ist älter als das Judentum und kommt aus der Zeit, in der die sich häutende Schlange noch für das ewige Leben stand. Später erst wurde sie zum Sinnbild des Bösen. So kann man sagen, daß Michael, der ja ein Seraphim ist, von Beginn der mythologischen Überlieferungen an eine zentrale Figur war, die die Verbindungen zwischen Anfang und Ende aufzeigt.

  • -Godwin, Malcom ENGEL; eine bedrohte Art 1990
  • -Halter, Hans GEISTER AUS GOTTES GARTEN; Artikel in Der Spiegel 51/1999
  • -Rosenberg, Alfons. MICHAEL UND DER DRACHE; Urgestalten von Licht und Finsternis 1956
  • -Steffen, Uwe DRACHENKAMPF; der Mythos vom Bösen 1984
  • -Stein von Baditz, Nora AUS MICHAELS WIRKEN; Legendensammlung 1983
  • -Spinner, Rolf DAS PFERD IST EIN HERRSCHAFTSSYMBOL, Artikel in der Stz vom 8. 2. 1999
  • -Wilson, Peter Lamborn ENGEL, 1980